Die Autobahn gilt als eine der bedeutendsten Errungenschaften der modernen Mobilität – doch wer hat sie eigentlich erfunden? Während oft angenommen wird, dass die Nationalsozialisten in Deutschland die ersten Autobahnen bauten, liegt der Ursprung tatsächlich in Italien.
Bereits am 21. September 1924 wurde dort die Autostrada dei Laghi eröffnet – eine speziell für den Automobilverkehr konzipierte Schnellstraße, die Mailand mit Varese verband. Damit legte Italien den Grundstein für das, was wir heute als Autobahnsystem kennen. Zum 100-jährigen Jubiläum dieser bahnbrechenden Entwicklung lohnt sich ein Blick zurück auf die Geschichte der ersten Autobahn und die Mythen, die sich um ihre Entstehung ranken.
Die Idee einer reinen Autostraße stammt von dem italienischen Bauunternehmer Piero Puricelli. In den frühen 1920er-Jahren erkannte er das wachsende Verkehrsaufkommen in Italien und sah die Notwendigkeit, eine Straße zu bauen, die ausschließlich für Autos vorgesehen war.
Seine Vision: Eine moderne Schnellstraße ohne Kreuzungen oder Gegenverkehr, die eine effiziente Verbindung zwischen Industriezentren und Tourismusregionen bietet.
Merkmale der Autostrada dei Laghi:
✅ Kein Mischverkehr: Die Straße war nur für Autos zugelassen.
✅ Zweispurig, ohne Kreuzungen: Eine bahnbrechende Idee für die damalige Zeit.
✅ Erste mautpflichtige Straße der Welt: Ein Modell, das sich bis heute durchgesetzt hat.
✅ Verbindung von Mailand mit den norditalienischen Seen: Förderung von Wirtschaft und Tourismus.
Der Bau begann 1923, und nur 15 Monate später, im September 1924, wurde die Strecke feierlich eröffnet.
Oft wird angenommen, dass die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler die ersten Autobahnen gebaut hätten – ein weit verbreiteter Irrglaube. Tatsächlich entstanden schon vor Hitlers Machtergreifung Schnellstraßen in Europa:
1921: Die Berliner AVUS wurde eröffnet – allerdings als Test- und Rennstrecke, nicht als öffentliche Autobahn.
1932: Deutschland baute mit der Strecke Köln–Bonn unter Leitung von Konrad Adenauer eine autobahnähnliche Straße – noch vor Hitlers Regierungsantritt.
1933: Erst nach der Machtübernahme begannen die Nationalsozialisten mit dem systematischen Ausbau der Autobahnen – aber das Konzept wurde aus Italien übernommen!
Trotz dieser Fakten nutzte das NS-Regime die Autobahnen als Propaganda-Projekt, um Fortschritt und Stärke zu demonstrieren. Doch die erste echte Autobahn gehörte zweifellos Italien.
Zum 100-jährigen Jubiläum im September 2024 ehrte Italien seine historische Errungenschaft mit zahlreichen Veranstaltungen:
Die Feierlichkeiten zeigten: Italien war der Vorreiter einer der größten Mobilitätsrevolutionen der Welt.
Seit 1924 hat sich das Konzept der Autobahn drastisch verändert. Während die erste Schnellstraße nur zwei Spuren hatte und größtenteils aus Beton bestand, sind moderne Autobahnen intelligente High-Tech-Systeme.
Besonders in Italien setzen Autobahnbetreiber wie Autostrade per l’Italia auf digitale Lösungen, um den Verkehr sicherer und effizienter zu machen.
Obwohl sich der Mythos, dass Deutschland die Autobahnen erfunden habe, hartnäckig hält, zeigt die Geschichte: Italien war der wahre Vorreiter der modernen Schnellstraßen.
Ein Jahrhundert später bleibt die Frage: Wie wird die Autobahn der Zukunft aussehen?